„Kleiner Urlaubermarkt“ ganz bunt

Landfrauen boten Waffeln zum Mitnehmen zugunsten von Haiti an – Viel Andrang auch im Tourist-Info Bütgenbach

Wie schon 2020 musste auch in diesem Jahr der beliebte Sommer- und Urlaubermarkt in Bütgenbach coronabedingt ausfallen. Er wäre normalerweise in diesem Jahr in die 25. Runde gegangen wäre. Trotzdem zeigte sich Reiner Langer ungeachtet der ungünstigen Wetterprognosen erfreut über die Besucheranzahl in der Fußgängerzone im Dorfzentrum.

Auf das sonst übliche, reichhaltige Unterhaltungsprogramm wie Zauberer, Ballonkünstler und Leierkastenmann wie auch die Hüpfburg des Turnvereins, das dem Markt in den vergangenen 24 Jahren einen Volksfestcharakter gegeben hat, musste verzichtet werden. Trotz des großen Festzeltes der Bütgenbacher  Interessensgemeinschaft, das seit den Erstkommunion und Firmfeiern auf dem Marktplatz aufgerichtet ist, musste auf Livemusik, Gesang und Tanz verzichtet werden.

Auf den in Coronazeiten vorgesehene Rundgang für die Marktbesucher konnte erstmals verzichtet werden, freute sich Reiner Langer. Die 16 Aussteller vom Tourist-Info-Büro bis zum Kreisverkehr an der alten Linde im Schatten des Glockenturmes und der Kuppel der Stefanus-Pfarrkirche befanden sich allerdings nur an einer Straßenseite. Lediglich im direkten Bereich vor der Kirche befanden sich die Aussteller an beiden Seiten der Straße, erläuterte Bütgenbachs Finanzdirektor. Besondere Erwähnung fand der Stand der Bütgenbacher und Berger Landfrauen, die unter der Verantwortung der nimmermüden Leiterin Viviane Schroeder-Moncousin wie seit 15 Jahren schmackhafte knusprige Waffeln zum Mitnehmen anboten, die reißenden Absatz fanden. Nachdem im vergangenen Jahr die Waffelaktion ausfallen musste, konnte sie in diesem Jahr als „Waffeln zum Mitnehmen“ stattfinden.

Mehrere hundert Waffeln wurden in den vergangenen Tagen bei den Landfrauen vorbestellt. Am Tag selbst wurden dann nochmals unzählige Waffeln und selbstgemachte Marmelade verkauft. „Wir freuen uns, endlich etwas Gemeinsames
zu unternehmen“, freute sich Elvira Freches von der Landfrauengruppe. „Wie sehr haben wir uns danach gesehnt, uns zu treffen, um eine gemeinsame Aktion durchzuführen“, ergänzt Sandra Genten. Der Erlös kommt der Organisation
„Farnières-Haiti“ zu Gute, unterstrich Viviane Schroeder. Bei den Landfrauen im nahen Pfarrheim, wo die Waffeln am laufenden Band gebacken wurden, herrschte jedenfalls frohe Aufbruchstimmung.

In Zusammenarbeit mit der 2002 im Salesianer-Don-Bosco-Zentrum in Farnières gegründeten Vereinigung „Farnières-Haiti“ und der Hilfsorganisation „Gib einem Kind deine Hand“ von der Krankenpflegerin Angelika Hoffmann aus Born, die 2012 ganz nach Haiti zog, wird im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe ein Projekt zum Bau eines Gründerzentrums in Dilaire unterstützt, das junge Menschen im Bereich der Landwirtschaft, der Zuchthaltung und des Baugewerbes für die Selbständigkeit heranbilden wird. Seit mehreren Jahren unterstützen die Landfrauen aus Bütgenbach-Berg die Vereinigung und halten direkten Kontakt mit Karl-Heinz Bodarwé und Albert Desenfants. Im vergangenen Jahr konnte ein fünf Hektar großes Gelände gekauft werden, weil das bisher für die landwirtschaftliche Ausbildung genutzte Areal zu klein geworden war. Hier wird ein sogenanntes Gründerzentrum errichtet. Dafür soll der Erlös aus der Waffelaktion genutzt werden. In dem Zentrum solle nun eine landwirtschaftliche Ausbildung in größerem Stil möglich werden, erzählt Elvira Freches. „Ziel ist es, die Menschen zu befähigen, sich selbst zu versorgen und durch den Verkauf landwirtschaftlicher Produkte den Lebensunterhalt zu sichern.“ Das Grundstück sei bereits gerodet, die Zufahrt schon fertiggestellt. Ein Brunnen und eine Einzäunung seien in der Arbeit. „Die Fundamente für Container und Gebäude wurden gegossen. Im
Sommer soll dort die Ausbildung beginnen“, strahlt sie in dem Wissen, dass sie und viele Bütgenbacher dazu einen großen Beitrag geleistet haben. Im Rahmen des landwirtschaftlichen Projekts in Haiti plant die Vereinigung Haiti-Farnières, bis 2021 1.500 Obstbäume zu pflanzen. Dazu werden Paten gesucht. Diese finanzielle Unterstützung ist steuerlich absetzbar. Zu diesem Zweck muss die Spende auf das Konto Don Bosco BE84 4358 0341 0159 mit dem verpflichtenden Vermerk „6404 Haïti Farnières Arbre“ eingehen. Für eine personalisierte Patenschaft wende man sich an Albert Desenfants in Elsenborn.

„Leider ist das Land Haiti, wieder in aller Munde. Wir hoffen, dass jetzt ehrliche Politiker dem Land eine Perspektive geben“, erklären Karl-Heinz Bodarwé und Albert Desenfants. „Unser Projekt Mamoulé ist zwar letzte Woche ins Stocken geraten, da durch die Schließung der Grenze zur Dominikanische Republik verschiedene Materialien nicht angekommen sind.Sonst sind wir mit dem Ablauf und der fantastischen Arbeit Angelikas und ihre Getreuen sehr froh und dankbar", betont Karl-Heinz Bodarwé, der darauf hinweist, dass am 2. und 3. Oktober 2021 das 20-jährige Bestehen der Vereinigung begangen werden soll.

Unterdessen empfängt An Van Rie im Tourist-Info zahlreiche Gäste sowohl aus der Gegend als auch aus der Ferne. „Im Vergleich zum vergangenen Jahr, als wir den wunderschönen Sommer hatten, sehe ich eigentlich keinen Unterschied
zu heute“, erklärt die gebürtige Westflämin, die in Gueuzaine lebt, drei Landessprachen spricht und zudem als Historikerin für die Arbeit im Tourist-Info geradezu prädestiniert ist. „Es liegt vielleicht auch daran, dass ich mir mehr Zeit für jeden einzelnen Gast nehme, um ausführliche Informationen zu erteilen.“ Allein am Montag waren über 70 Personen vorstellig geworden, darunter auch Familien, die nach Ausflugszielen fragen und Informationen über die Sehenswürdigkeiten erfragten. „Ich erkläre ihnen auch sehr gerne die Möglichkeiten, welche die App bietet, um Radoder Wandertouren durchzuführen. Die App ist auch interessant, um sich nicht zu verirren“, erklärt An Van Rie. „Wir haben zudem eine vereinfachte Fassung mit allen Wanderungen und Knotenpunkten als gutes Hilfsmittel herausgegeben“, erzählt sie.

Während im vergangenen Jahr vor allem Wallonen und wie gewohnt viele Flamen Bütgenbach besuchten, sind es seit einigen Wochen auch wieder verstärkt Niederländer und Deutsche. Der von Grund auf erneuerte Minigolfplatz ist zudem ein beliebtes Angebot zur Freizeitgestaltung sowohl für Einheimische als auch für Touristen. Inzwischen wechselte so manche Ware den Besitzer, so dass die meisten Händler mit ihrem Umsatz zufrieden sein dürften, zumal das Standgeld
auch diesmal ausfiel. Nun hoffen alle, dass der Urlaubermarkt im nächsten Jahr zum 25. Mal, als silbernes Jubiläum, bei gutem Wetter stattfinden kann.

Quelle: Grenz-Echo - Lothar Klinges