Benefiz: Aktion „The Daily Mile“ wurde an der Brückenschule in Born zu einem Mega-Erfolg

2.000 Euro für Hilfe in Haiti „erlaufen“
„Wer nicht jeden Tag etwas für seine Gesundheit aufbringt, muss eines Tages sehr viel Zeit für die Krankheit opfern“, stellte Sebastian Anton Kneipp bereits Mitte des 19. Jahrhunderts fest. Frei nach diesem Motto setzten sich die Kinder der Brückenschule Born bei der Aktion „The Daily Mile“ im wahrsten Sinne des Wortes in Bewegung.

Das Projekt „Daily Mile“ wurde 2012 von der schottischen Grundschullehrerin Elaine Wyllie ins Leben gerufen. Als Schulleiterin war Wyllie über die mangelnde Fitness der Kinder besorgt und beschloss kurzerhand, aktiv etwas dagegen zu tun. Täglich ließ Wyllie die Kinder während 15 Minuten laufen: die „Daily Mile“ war geboren. Angenehm überrascht war die Schulleiterin von der Akzeptanz der Kinder, jeden Tag eine Mile, also 1,6 km, zu laufen. In der Folgewuchs auch die Konzentration in der Klasse, während sich auch das soziale Verhalten verbesserte. Eltern und Lehrer stellten fest, dass die Kinder fitter wurden.

Gute Ideen finden schnell Verbreitung. So wurde „The Daily Mile“ vor drei Jahren von der britischen Regierung als eine der wichtigsten Initiativen zur Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens von Kindern anerkannt. Die Initiative schwappte
auf den Kontinent und andere Staaten über. Heute zählt die „The Daily Mile“-Community ca. 3,2 Millionen Kinder aus 12.894 Schulen in knapp 70 Ländern. Auch in Belgien boomt der Trend, steht unser Land doch mit 1.283 teilnehmenden Schulen an zweiter Stelle hinter Spitzenreiter Großbritannien mit 6.855 Schulen. Born ist derzeit die einzige teilnehmende Schule in der DG.

Irmgard Gross von der Gemeindeschule Born wurde von Norbert Kever, Mitarbeiter der Fachabteilung Sport, Medien und Tourismus der DG mit dem „Daily Mile“-Virus infiziert. „Ich war von Beginn an von der Idee begeistert und beschloss trotz der Pandemie- Bremse, das Projekt mit dem neuen Schuljahr in Born zu starten. Rückblickend war das die richtige Entscheidung“, so Irmgard Gross. Neben dem Wunsch, „die Kinder fit fürs Leben und fürs Lernen“ zu machen, verknüpften die Verantwortlichen
das Vorhaben auch mit einem karitativen Charakter. Pro gelaufener Meile sagten Eltern, Bekannte, Freunde und sonstige Sponsoren eine Spende zu. „Im Kindergarten waren das 5 Cent, im 1. bis 3. Schuljahr 10 Cent und im 4. bis 6. Schuljahr 20 Cent. Wir wollten mit diesem kleinen Obolus auch die Eltern mit ins Boot nehmen und parallel dazu einer Hilfsorganisation mit geschätzten 450 Euro zu helfen“, erklärte Irmgard Gross rückblickend. Die Hilfsorganisation war mit „Gib einem Kind Deine Hand“ von der gebürtigen Bornerin Angelika Hoffmann schnell gefunden und rasch zeichnete sich ab, dass sich die Kinder gerade wegen dieses „guten Zwecks“ besonders ins Zeug legten um binnen der vorgegebenen 15 Minuten möglichst viele Runden und Meilen zurückzulegen.


Bei einer kleinen gemeinsamen Feier ließen die Kinder zusammen mit ihren Lehrpersonen das erfolgreiche Projekt am letzten Schultag Revue passieren. Die Gemeindeschule Born hielt sich streng an die Vorgaben der „The Daily Mile“- Community und lief täglich während 15 Minuten. Hierbei erwies sich die tolle Lage der Brückenschule fernab viel befahrener Straßen als Glücksfall. „Wir sind über den direkt angrenzenden RaVel gelaufen und hatten auch eine Rundstrecke rund um unsere Schule abgesteckt. Während der Sportstunden im SFZ St.Vith sind wir dann auch dort Runden gelaufen“, so Timeo aus dem 1. Schuljahr, der mit insgesamt 120 Runden für den Schulrekord sorgte. „Ich laufe gerne. Mein Tagesrekord waren sieben Runden, also knapp fünf Kilometer. Das Laufen in der Halle hat mir jedenfalls am besten gefallen, da man dort enger zusammen war und mit den anderen Kindern laufen konnte.“

Die Einschätzung der Schulkinder in Bezug auf die körperliche Fitness war eindeutig: „Das Laufen zu Beginn des eigentlichen Unterrichts hat am meisten Spaß gemacht. Danach hatte ich deutlich mehr Energie und konnte mich besser konzentrieren“, so Elsa. Auch während der Wintermonate wurde das Projekt nach dem „Daily Mile“-Motto „Das Wetter ist ein Vorteil, kein Hindernis“ fortgesetzt. So wurde aus dem Rollerski-Projekt mit Helmut Henz ein „Laufspaß“ auf Skiern rund um den Fußballplatz. „Die Runden wurden in Meilen umgerechnet und es machte Riesenspaß, abends unter Flutlicht die Runden zu drehen“, so Simon aus dem 6. Schuljahr.

Auch in Sachen Inklusion bietet „The Daily Mile“ nur Vorteile, da es keinen Wettkampf im üblichen Sinne gibt, sondern jeder sein Bestes geben sollte um möglichst viele Runden zusammenzubekommen. „Ich habe eine Schülerin mit Diabetes, die sich mit dieser Aktion super wohl gefühlt hat“, erklärte Irmgard Gross. Auf die Frage nach der Motivation fürs Laufen gaben die Kids unterschiedliche Antworten. Für Elsa, die freiwillig nicht so gerne läuft, war vor allem die Harmonie in der Gruppe und die Möglichkeit des Quatschens mit Freunden Hauptmotivationen. „Ich habe mich vor allem über die tollen Tattoos gefreut, die wir nach geleisteter Strecke von Fräulein bekamen“, äußerte sich hingegen Kindergartenkind Felix.

Die Kinder aller Jahrgänge beteuerten im gleichen Zusammenhang, das Projekt auch im kommenden Jahr fortzusetzen und aus Sicht der Primarschul-Absolventen vielleicht auch in andere Schulen zu exportieren. „Es ist gut für unseren Körper und unsere
Gesundheit und wir können mit jeder Meile den Armen in Haiti gezielt helfen“, so der Tenor der Schülerinnen und Schüler. Neben der körperlichen Betätigung wurden auch gesundheitliche Aspekte wie unter anderem die gesunde Ernährung beiläufig erklärt und didaktisch verarbeitet. „Ich habe gelernt, dass man dem Körper gute Nährstoffe zuführen muss, um gesund und auch aktiv zu bleiben. Also werde ich mehr auf gesundes Essen achten, denn das tut meinem Körper ja gut“, erklärte Selina.


F.cherübergreifend war auch die Verarbeitung der Daten mittels iPad und der Tabellenkalkulation Numbers. Daten wurden gesammelt, Tabellen eingegeben und anhand dieser Tabellen schmucke Diagramme erstellt. Dieser spielerische Lerncharakter sei pädagogisch besonders nachhaltig. Auch versuchten die Schulkinder ständig den Kontakt mit dem Hilfsprojekt und Angelika Hoffmann zu halten, was dank der digitalen Medien auch reibungslos funktionierte. „Wir haben beispielsweise im Rahmen von „Tous à l’Eau“ eine T-Shirt-Aktion gestartet, doch leider hat die Pandemie uns hier etwas ausgebremst, so dass unsere Lieferung erst in einigen Monaten per Container nach Haiti verschifft werden kann“, erklärte Irmgard Gross.

Stolz präsentierten die Kinder der Brückenschule Born am Mittwochvormittag ihren Spendenscheck über 2.000 Euro für das Haiti-Projekt von Angelika Hoffmann. Insgesamt liefen die Kids 6.029 Runden von jeweils 700 Metern, was einer Gesamtstrecke von 4.220 km entspricht. Eine reife Leistung, auf die die Borner Kids stolz sein dürfen. „Wir freuen uns bereits auf das neue Projekt im neuen Schuljahr, so Salomé abschließend.

 

Quelle: Grenz Echo - Gerd Hennen